Motoren starten

Der Asphalt flimmert im Hitzedunst. Dutzende glänzender Rennwagen umrunden die Formationsrunde, knurren wie angebundene Tiere. Tausende Zuschauer brüllen von den Tribünen. Die Runde ist zu Ende, die roten Lichter erlöschen, das Rennen beginnt.

In diesem Jahr steht Capgemini vor einer neuen Herausforderung: Ein Team unter der Leitung von Pierre-Denis Autric bereitet die erste volle Saison von Peugeot Sport in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft mit dem atemberaubenden Hypercar 9X8 vor.

Die harten Rennen der WEC, die sechs Stunden und länger dauern, sind der ultimative Test für Technik und Leistung. Zur Saison gehört auch eines der prestigeträchtigsten und traditionsreichsten Rennen der Welt: die 24 Stunden von Le Mans.

“Capgemini ist nicht oft in Autorennen involviert”, sagt Pierre-Denis. “Es ist wunderbar, unser Logo auf der Rennstrecke zu sehen, an der Spitze der Innovation”.

Von Smartphones bis zu Hypercars

Pierre-Denis ist Experte für Innovation und Design Thinking im Automobilsektor und arbeitet seit fast 25 Jahren bei Capgemini. Er ist ein Kultur-Hacker und Koordinator der Zusammenarbeit mit Stellantis, der Muttergesellschaft von Peugeot Sport. Sein Weg zur Innovation begann jedoch mit einer viel bescheideneren Technologie als einem Rennwagen.

“Meine Reise begann im Bereich Business Intelligence. Mit der Zeit merkte ich, dass mich die kreative Seite der Dinge interessierte. Ich begann, mit den ersten Smartphones zu experimentieren, eignete mir ein wenig Wissen an und wurde zu einem Kunden in der Automobilindustrie geholt, der KPIs für diese neue Technologie definieren wollte. Ich war einer der wenigen im Team, die zu diesem Zeitpunkt wirklich etwas davon verstanden.

Heute konzentriert sich Pierre-Denis auf Automobildesign, Drohnen, künstliche Intelligenz und andere bahnbrechende Technologien. “Für mich bedeutet Innovation, neue Technologien oder Methoden zu skalieren, um die Probleme der Kunden zu lösen. Es geht aber auch darum, die Denkweise des Nutzers zu verstehen.

Cultural Hacking

Hier kommt das “Cultural Hacking” ins Spiel: Es geht darum, die Schichten einer Organisation zu durchdringen, um die Menschen und ihre Herangehensweise an neue Konzepte und Technologien zu verstehen.

Und die kulturelle Dimension sei keine soziologische Spitzfindigkeit, sondern entscheide über Erfolg oder Misserfolg einer Innovation, sagt Pierre-Denis: “Man kann dasselbe Werkzeug oder dieselbe Lösung für zwei verschiedene Kunden entwickeln, aber die Anpassungskurve wird aufgrund der unterschiedlichen Kulturen völlig anders verlaufen”.

Der Peugeot 9X8

Die Arbeit von Capgemini mit Peugeot Sport umfasst drei Schlüsselbereiche: Nachhaltigkeitsbewertung, Data Engineering und Data Science, wobei die letzten beiden Bereiche eng mit dem Hypercar verbunden sind.

“Unsere Lösung für den 9X8 besteht im Wesentlichen darin, riesige Datenmengen vom Bordcomputer auf eine Cloud-Plattform hochzuladen”, erklärt Pierre-Denis, “wo unsere KI-Modelle die Daten konsolidieren und analysieren, um die Leistung des Fahrzeugs zu verbessern.

Das Verstehen und Abrufen der Daten hilft den Ingenieuren von Peugeot Sport – und den Fahrern – auf und neben der Strecke fundiertere Entscheidungen zu treffen, um in jeder Runde einige Zehntel oder Hundertstelsekunden zu gewinnen. “Über die gesamte Renndistanz können diese Sekundenbruchteile über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Eine vielversprechende Zukunft

Obwohl das Hauptziel darin besteht, dem Team von Peugeot Sport zum Sieg zu verhelfen, verspricht das Projekt 9X8 auch Innovationen abseits der Rennstrecke, so Pierre-Denis.
“Dieses Projekt zeigt auf beeindruckende Weise, wie die Cloud die Entwicklung eines industriellen Prototyps unterstützen kann, da sie die ideale Umgebung für die Verarbeitung und Abfrage großer Datenmengen darstellt.

Darüber hinaus könnte der Bordcomputer des Fahrzeugs in Bezug auf die Art und Weise, wie er Daten sendet und empfängt, als Vorbild für andere Automobilprojekte dienen. Dies könnte Peugeot in Zukunft helfen, energieeffizientere und damit klimafreundlichere Fahrzeuge zu entwickeln.

Fische malen

Als Künstler weiß Pierre-Denis die beeindruckende Ästhetik des 9X8 zu schätzen. “Er ist definitiv der Schönste im Fahrerlager. Er zeigt, was man mit mutigen Designentscheidungen erreichen kann.

Tatsächlich sieht Pierre-Denis Parallelen zu seiner eigenen Praxis, die in großformatigen Gemälden von Fischschwärmen besteht. “Was ich an der Malerei liebe, ist, dass man immer mit einem leeren Blatt Papier beginnt. Das ist der Inbegriff von Freiheit, von Potenzial.

Er fügt hinzu, dass die Suche nach Lösungen für Kunden manchmal wie das Zeichnen eines Fisches auf ein Blatt Papier ist. “Am Anfang müssen alle Beteiligten die gleiche Vision haben. Dann, wenn sich das Projekt entwickelt, fügt man mehr Papier hinzu und vergrößert die Leinwand, wenn die Anforderungen komplexer werden. Und bevor man sich versieht, hat man ein Aquarium.

Den Pokal in die Höhe halten

Für Pierre-Denis fasst der 9X8 auf vielleicht einzigartige Weise die Werte von Capgemini zusammen: Ehrlichkeit, Wagemut, Vertrauen, Freiheit, Spaß, Bescheidenheit und Teamgeist. “Egal, ob wir Fische malen, KI-gestützte Datenplattformen entwickeln oder in einem Hypercar mit über 300 km/h um eine Rennstrecke fahren, wir sind alle Teil desselben Teams. Einer von uns steht auf dem Podium, aber das ganze Team hebt den Pokal in die Höhe.