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Systems Engineering erfolgreich umsetzen: Die Rolle des Prozessmodells

Florian Lux
07.11.2024
capgemini-invent

Viele OEM stehen vor Herausforderungen bei der Einführung von Systems Engineering in der Produktentwicklung

In der modernen Produktentwicklung erkennen viele OEMs (Original Equipment Manufacturers) zunehmend die Notwendigkeit eines systematischen End2End-Ansatzes. Disruptive Trends wie ADAS (Advanced Driver Assistance Systems) und Shared Mobility führen zu einer steigenden Komplexität und einer erhöhten Nachweispflicht. Daher beschäftigen sich viele Unternehmen intensiv mit Systems Engineering (SE). Um jedoch den vollen Nutzen daraus zu ziehen, muss Systems Engineering umfassend eingeführt und gelebt werden.

In vielen Projekten in der Automobilindustrie zeigt sich jedoch, dass Systems Engineering oft nicht den gewünschten Erfolg bringt oder scheinbar schwierig mit agiler Softwareentwicklung zu vereinbaren ist. Vielfach wird der Fokus nur auf die Einführung neuer Tools gelegt und dabei wesentliche Faktoren für eine erfolgreiche Transformation vernachlässigt (siehe Abbildung 1). Ein durchdachtes Prozessmodell kann dabei helfen, einen holistischen Systems Engineering Ansatz erfolgreich zu implementieren und die Herausforderungen der modernen Produktentwicklung zu meistern.

Abbildung 1: Fundament zur Implementierung eines holistisches SE-Ansatzes

Prozessmodell als Voraussetzung zur erfolgreichen Realisierung von Systems Engineering

Ein Prozessmodell ist ein Instrument, das der strukturierten Beschreibung von Geschäftsprozessen dient. Es stellt definierte Arbeitsabläufe als Abfolge von Aktivitäten in einem bestimmten Bereich dar, indem es die Prozesse definiert, verantwortliche Rollen festlegt und allokiert und die erzeugten Arbeitsprodukte der entsprechenden Prozesse beschreibt. Je nach Bedarf kann ein Prozessmodell in verschiedenen Abstraktionsgraden definiert werden. Beispielsweise kann durch die Nutzung mehrerer Detaillierungsebenen eine immer feiner werdende Auflösung von Prozessen dokumentiert werden. So setzt sich beispielsweise der Prozess des Anforderungsmanagements aus den Subprozessen Anforderungserhebung, -analyse, -dokumentation und -validierung zusammen.

Ein klar definiertes Prozessmodell ermöglicht es Unternehmen, Aktivitäten innerhalb und zwischen verschiedenen Bereichen zu harmonisieren und optimal aufeinander abzustimmen. Dies gewährleistet nicht nur die Beherrschung der wachsenden Systemkomplexität und Interdisziplinarität, sondern auch die Einhaltung von Qualitätsstandards und Dokumentationsanforderungen in der Automobilindustrie, die unter anderem für autonomes Fahren notwendig sind.

Systematische Entwicklung: Prozesse und Produktstrukturen im Fokus

Auf Basis des Systemgedankens mit dediziertem Fokus auf Entwicklungsumfänge innerhalb des Produktlebenszyklus ist ein Prozessmodell entscheidend, um einen Rahmen für konformes Arbeiten nach Systems Engineering zu schaffen. Hierbei werden im Sinne eines holistischen Ansatzes und Einbettung in die Enterprise Architecture sowohl direkte als auch indirekte Produktentwicklungsprozesse berücksichtigt:

  • Direkte Prozesse konzentrieren sich konkret auf das zu entwickelnde System und beinhalten die Spezifikation in Form von Anforderungen als Basis für die Architekturgestaltung im Systemdesign bis hin zur eigentlichen Implementierung. Abgerundet wird der linke Bereich des etablierten V-Modells durch die Hauptprozesse für die Systemintegration, Verifikation und abschließende Validierung.
  • Indirekte / technische Managementprozesse dienen der Planung und Steuerung und beinhalten u.a. Aspekte wie Projekt-, Konfigurations- und Änderungsmanagement.

Im Sinne des Systems Engineerings wird für eine nach Möglichkeit generische Gültigkeit, Kohärenz und Skalierbarkeit eine Art Selbstähnlichkeit der betrachteten Systemlevel angestrebt:

  • Das zu betrachtende System (“System of Interest“) wird in seine Untersysteme dekomponiert, die wiederum jeweils als neue Systeme mit entsprechendem Prozess-, Rollen- und Datenmodell behandelt werden.
  • Der Einsatz von wiederkehrenden Prinzipien führt durch ein einheitliches Vorgehen zu einer Reduktion der Komplexität.

Durch ein mandatiertes und gelebtes Prozessmodell und die Kompatibilität und gegenseitige Ergänzung mit agilen Frameworks werden strukturierte und umfassende Herangehensweisen für komplexe Produkte um Flexibilität und schnellere Anpassungsfähigkeiten erweitert. Gemeinsam ermöglichen sie eine iterative und inkrementelle Entwicklung mit kontinuierlichen Verfeinerungen, um allen relevanten Anforderungen und Regularien (u.a. ASPICE, CSMS) mit Effizienz gerecht zu werden.

Ihr Weg zu effizienter und transparenter Entwicklung

Effizienz und Transparenz in der Produktentwicklung sind entscheidend für den nachhaltigen Erfolg in der Automobilbranche. Ein durchgängiges Prozessmodell ist hierbei ein maßgeblicher Beschleuniger für einen Systems Engineering Ansatz, welcher die Entwicklung ineinandergreifender und hochvernetzter funktionaler Gesamtsysteme fördert. Insbesondere in der Automobilindustrie, wo Trends wie Elektromobilität, autonomes Fahren und vernetzte Fahrzeuge die Komplexität erhöhen, ist ein solches Modell unerlässlich.

Unsere Experten bei Capgemini helfen Ihnen gerne bei der Implementierung moderner state-of-the-art Entwicklungsprozesse und bringen hierbei unsere industrieübergreifende Expertise sowie das in unserem Capgemini Continuous Systems Engineering-Prozessmodell gebündelte Know-How ein. Florian Lux, Said Nahari, Yannick Scheler und Konstantin Fuchs freuen sich auf Ihre Kontaktaufnahme.

Unsere Experten

Florian Lux

Director | Software & Systems Engineering, Capgemini Invent Germany
Florian Lux verantwortet bei Capgemini Invent das „Software und Systems Engineering“ Team. Dort unterstützt er und sein Team zahlreiche Kunden bei der Konzeption und Implementierung effizienter Entwicklungsprozesse auf Grundlage der Systems Engineering Methodik. Nach seinem Physik-Studium startete Florian Lux seine berufliche Laufbahn 2011 in der Technologieberatung und spezialisierte sich dabei vor allem auf die methodische Entwicklung komplexer und hochvernetzter Produkte und Kundenfunktionen, u.a. Im Automotive- und Luftfahrt-Bereich.

Said Nahari

Senior Manager | Digital Engineering & R&D, Capgemini Invent Germany
Said Nahari ist Senior Manager im Bereich des Systems Engineering innerhalb Digital Engineering & R&D bei Capgemini Invent. Mit über zehn Jahren Beratungserfahrung unterstützte und leitete er primär Entwicklungsprojekte für diverse OEMs der Automobilindustrie. Seine Kernkompetenzen liegen darin, Kunden bei der Konzeptionierung und Operationalisierung von Prozess-, Methoden- und Toollösungen zu unterstützen, um die wachsende Komplexität in verteilt-vernetzten Systemen beherrschen zu können.

Yannick Scheler

Manager | Digital Engineering & R&D, Capgemini Invent Germany
Yannick Scheler ist Manager im Bereich Digital Engineering & R&D bei Capgemini Invent und verfügt über mehr als sechs Jahre Erfahrung in der Optimierung von Entwicklungsprozessen und der Integration komplexer Systeme. Seine Fachkenntnisse ermöglichen die Entwicklung maßgeschneiderter Lösungen, die sowohl Effizienz als auch Qualität steigern. Er hilft Unternehmen, innovative Entwicklungsansätze zu implementieren, die den Herausforderungen der modernen Produktentwicklung gerecht werden.

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