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Erfolgreiche S/4HANA-Transformation: Herausforderungen und Best Practice für zukunftssichere Fertigungs-IT

Stephan Schwarz
10. Dez. 2024

Die Herausforderung der S/4HANA-Transformation

Die SAP-Transformation ist – nicht nur aufgrund des auslaufenden Supports für SAP R/3 im Jahr 2027 – für viele Unternehmen ein essenzieller und zukunftsweisender Schritt. Laut DSAG-Investitionsreport 2023[1] nutzen in Deutschland immer noch deutlich mehr als die Hälfte der Unternehmen, die SAP-Enterprise Resource Planning (ERP)-Produkte einsetzen, das Produkt SAP R/3.

Die Umstellung auf S/4HANA ist jedoch weit mehr als ein rein technologisches Upgrade: Sie erfordert eine umfassende strategische Neuausrichtung der gesamten IT- und Prozesslandschaft. Insbesondere in der Fertigungs-IT müssen spezifische Herausforderungen bewältigt werden, die häufig unterschätzt werden. Diese Herausforderungen sind aufgrund über Jahre angehäufter technischer Schulden oft äußerst komplex.

Die größte Herausforderung liegt in der Gestaltung und Umsetzung der Migrationsszenarien: Umsysteme wie Manufacturing Execution System (MES)/Manufacturing Operations Management (MOM) (und alle weiteren Satellitensysteme, die mit dem ERP-System kommunizieren) müssen nahtlos sowohl mit dem bestehenden ERP-System, als auch mit dem zukünftigen S/4HANA interagieren können, um Ende-zu-Ende-Prozesse sicherzustellen. Gleichzeitig verlangt die Rückkehr zum SAP-Standard eine strategische Neuverortung spezifischer Funktionen außerhalb des ERP-Systems.

Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der Fertigungs-IT

Um die Grundlage für den Erfolg der Migration zu schaffen, ist es essenziell, Transparenz über den aktuellen Status sowie die angestrebten Ziele herzustellen. Der erste Schritt besteht darin, den Umfang des Migrationsvorhabens zu definieren. Hierzu ist eine detaillierte Aufnahme und Analyse der Geschäftsprozesse sowie der bestehenden Systemlandschaft (ERP und Umsysteme) erforderlich.

Die Fit/Gap-Analyse, die relevante Ende-zu-Ende-Prozesse berücksichtigt, bildet das Rückgrat einer erfolgreichen SAP-Transformation. Sie dient dazu, bestehende Funktionen und Prozesse mit den Möglichkeiten von S/4HANA abzugleichen und potenzielle Lücken zu identifizieren. Daraus lassen sich folgende zentrale Maßnahmen ableiten:

  • Identifikation von Anpassungsbedarfen: Funktionen, die nicht mehr Teil des S/4HANA-Standards sind, müssen identifiziert und bewertet werden. Besonders betroffen sind kundenspezifische Erweiterungen und stark individualisierte Prozesse.
  • Entscheidung für Standardisierung: Unternehmen müssen abwägen, welche Funktionen durch SAP-Standardprozesse ersetzt und welche in spezialisierte Umsysteme ausgelagert werden können.
  • Vorbereitung auf neue Datenmodelle: Unterschiede zwischen den Datenmodellen von R/3 und S/4HANA erfordern sorgfältige Planung, um Datenmigration und -integrität sicherzustellen.

Warum sind diese Schritte entscheidend? Best Practices bei der Transformation sehen vor, das ERP-System auf den SAP-Standard zurückzuführen. Dies gewährleistet nicht nur einen effizienteren Betrieb, sondern auch schnellere Updates des S/4HANA-Systems. Gleichzeitig müssen Funktionen, die im S/4-Standard nicht mehr enthalten sind, strategisch neu positioniert werden – sei es innerhalb spezialisierter Systeme wie MES/MOM, Product Lifecycle Management (PLM) oder Supply Chain Management (SCM) oder durch architektonische Ergänzungen.

Neben den großen Systemen (MES/MOM, PLM, SCM) gibt es in den meisten Unternehmen zahlreiche IT-Lösungen, die auf die Verbindung zum ERP-System angewiesen sind. Diese lassen sich in drei Kategorien unterteilen:

  1. Lösungen, die durch die IT freigegeben und betrieben werden
  2. Lösungen, die durch die IT freigegeben, aber vom Fachbereich betrieben werden
  3. Lösungen, die der IT nicht bekannt sind und ausschließlich vom Fachbereich genutzt werden

Innerhalb dieser Kategorien kann weiter differenziert werden:

  • Custom-Lösungen, die durch IT oder Fachbereiche entwickelt wurden
  • Third-Party-Lösungen, die von IT oder Fachbereichen beschafft wurden

Jede dieser Gruppen erfordert spezifische Lösungsstrategien. Während sich Custom-Lösungen oft gut anpassen lassen, kann die Modernisierung älterer Standardsoftware eine Herausforderung darstellen.

Praxisbeispiel einer S/4-Transformation

Bei einem unserer Kunden aus dem industriellen Umfeld spielen wir hier eine Schlüsselrolle im Thema S/4-Readiness. Da das S/4-Transformationsprogramm einen starken Fokus auf die Kerngeschäftsprozesse hat und einen umfassenden Standardisierungsansatz verfolgt, ergeben sich viele Änderungen für die laufende Shopfloor-Transformation. Dabei unterstützen wir bei der Kompatibilität der unterschiedlichen Systeme und identifizieren gemeinsam mit unserem Kunden potenzielle Whitespots nach der S/4 Transformation und schließen diese Lücken.

So vereinfachen die Prinzipien der “Software Defined Factory” die SAP-Transformation

Die SAP-Transformation ist eine strategische Herausforderung, die eine enge Verzahnung von ERP- und Fertigungs-IT erfordert. Migrationsszenarien müssen präzise geplant und umgesetzt werden, um die Fertigungs-IT nicht nur an das neue ERP-System anzupassen, sondern langfristig zukunftssicher zu gestalten.

Die SAP-Transformation ist eine strategische Herausforderung, die eine enge Verzahnung von ERP- und Fertigungs-IT erfordert. Migrationsszenarien müssen präzise geplant und umgesetzt werden, um die Fertigungs-IT nicht nur an das neue ERP-System anzupassen, sondern langfristig zukunftssicher zu gestalten.

Dabei empfehlen wir die Grundprinzipien der „Software defined Factory“:

  • Integration: Nahtlose technische und semantische Integration
  • Abstraktion: Standardisierte Plattform-Architekturen und -Layer
  • Automatisierung: Daten- und workflowgetriebene Prozesse

Kern der Ziellandschaft ist ein modularisiertes MES/MOM-System, das flexibel erweiterbar ist und Funktionen zur Abstraktion der Schnittstellen Richtung ERP bietet. Solche modernen, serviceorientierten und API-basierten Architekturen erleichtern die Integration ausgelagerter Funktionen, reduzieren die Gefährdung der Prozessstabilität und schaffen die Grundlage für eine erfolgreiche S/4HANA-Transformation.


[1] https://dsag.de/presse/dsag-investitionsreport-2023-s-4hana-waechst-weiter/

Weitere Informationen:

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Autor

Stephan Schwarz

Managing Business Enterprise Architect
Helping customers achieve a platform-centric digital transformation of their manufacturing operations with the Manufacturing Operations Platform (MOP) at its core. 15 years of professional experience in manufacturing and logistics. Deep knowledge of manufacturing platforms, enterprise architecture, digital transformation and IT strategy.