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„It’s product design, stupid“ – Wie optimierte Produktentwicklung Kosten und CO2 einspart

Konstantina Gkika
04. March 2025

Wie gehen Nachhaltigkeit und Wachstum Hand in Hand? Diese Frage gewinnt in Vorstandsetagen – neben Fragen nach Kostenreduktion und geopolitischen Ungewissheiten – rapide an Bedeutung. So planen 62 Prozent der globalen Unternehmen, im Jahr 2025 mehr in Nachhaltigkeit zu investieren (10 Prozent mehr als 2024).

Gen AI revolutioniert zudem unternehmerische Prozesse und wirbelt Nachhaltigkeitsziele durcheinander. Klar ist: Um langfristiges Wachstum zu sichern, entscheiden sich Unternehmen nicht mehr entweder für geschäftlichen Erfolg oder Nachhaltigkeit – sondern für beides. Wie gelingt das?

Ein Schlüssel dafür liegt im Produkt-Design. Denn 80 Prozent der Emissionen (Scope-3-Emissionen) eines Produkts werden in der Entwurfsphase festgelegt. Trotz grundsätzlich gestiegenen Bewusstseins und kleineren Fortschritten bleiben Herausforderungen, insbesondere bei der Berücksichtigung von Scope-3-Emissionen.

Außerdem sind viele Unternehmen noch immer nicht gut auf Regulierungen vorbereitet, z. B. auf die EU-Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) oder auf den CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM). Nach wie vor herrscht eine Kluft zwischen Bewusstsein und Handeln, wenn es um Lebenszyklusanalysen, Kreislaufwirtschaft und nachhaltiges Produktdesign geht.

Hier bleibt immenses Potential für Nachhaltigkeit liegen! Aber wo stehen Unternehmen im Rahmen der Produkt-Entwurfsphase Herausforderungen gegenüber und wie können sie diese in Chancen verwandeln? Die Antwort darauf lässt sich in vier Schlüsselbereiche unterteilen:

  1. Vorschriften und Ziele im Blick behalten: Unternehmen müssen klare Ziele und einen konkreten Fahrplan festlegen. Dazu gehört, dass man sich mit der regulatorischen Landschaft auseinandersetzt, die wichtigsten Vorschriften identifiziert und sie mit den Nachhaltigkeitszielen der Organisation in Einklang bringt.
  2. Aufbau von Fachwissen im Bereich Nachhaltigkeit: Nachhaltiges Produktdesign erfordert neue Fähigkeiten, die je nach Branche variieren. Unternehmen müssen die richtigen Talente einstellen und sicherstellen, dass sie effizient auf Nachhaltigkeitsziele hinarbeiten können. Dies erfordert kontinuierliche Schulungs- und Weiterbildungsprogramme. Darüber hinaus kann die Förderung einer Kultur der Nachhaltigkeit Innovationen und Engagement bei der Belegschaft vorantreiben.
  3. Datenverwaltung meistern: Durch die Nutzung von Big Data und KI können Unternehmen tiefere Einblicke in ihre Nachhaltigkeitsleistung gewinnen und fundierte Entscheidungen treffen. Vielen fehlt allerdings die Infrastruktur, um diese Daten für Nachhaltigkeitsbewertungen zu nutzen. Die Implementierung robuster Datenverwaltungssysteme ist hier unerlässlich. Dazu gehören ein Datenverwaltungsrahmen, Investition in fortschrittliche Datenanalysetools und die Gewährleistung von Datenintegrität und -sicherheit.
  4. In die richtigen Tools investieren: Durch Investitionen in die richtigen Tools kann der Bewertungsprozess optimiert, der manuelle Aufwand reduziert und die Genauigkeit der Nachhaltigkeitsmetriken verbessert werden. Diese Tools können auch die Echtzeit-Überwachung und -Berichterstattung erleichtern, sodass Unternehmen ihre Fortschritte verfolgen und notwendige Anpassungen umgehend vornehmen können.

Challenge accepted!

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist ein umfassender Ansatz erforderlich:

  • Strategische Ausrichtung: Eine klare Strategie identifiziert die wichtigsten Vorschriften, dringenden Probleme und Produktprioritäten. Daraus leiten sich notwendige Maßnahmen ab. Die Strategie muss kurz- und langfristige Ziele, Leistungskennzahlen (KPIs) und Meilensteine zur Fortschrittsverfolgung enthalten. Regelmäßige Aktualisierungen der Strategie stellen sicher, dass sie mit fortlaufenden regulatorischen Anforderungen und Markttrends übereinstimmt.
  • Organisatorische Neuausrichtung: Mitarbeitende müssen strategisch eingesetzt werden, um Ziele zu erreichen und neue Rollen in Management und Technik abzudecken. Ein sog. „Target Operating Model“ (TOM) skizziert die zukünftige Organisation und Verbindungen zwischen Menschen, Unternehmen und Daten. Dieses Modell sollte die funktionsübergreifende Zusammenarbeit betonen, Silos aufbrechen und einen einheitlichen Ansatz in Bezug auf Nachhaltigkeit fördern. Dies setzt auch das Engagement der Führungskräfte und der Mitarbeitenden voraus.
  • Datengestützte Entscheidungsfindung: Datengestützte Entscheidungen sind effektiver. Datenprodukte sollten daher eine Schlüsselrolle spielen und die täglichen geschäftlichen und technischen Herausforderungen berücksichtigen. Durch die richtigen Tools wird die bestehende Infrastruktur verknüpft, die Datenqualität verbessert und verfügbare Daten für Nachhaltigkeitsbewertungen eingesetzt. KI kann ebenfalls helfen.

Entscheidungen in der Phase der Produktentwicklung können die Nachhaltigkeit von Produkten immens beeinflussen. Dafür braucht es aber einen ganzheitlichen Ansatz, der strategische Planung, Kompetenzentwicklung, Datenmanagement und die richtigen Tools umfasst.

Die gute Nachricht: Wenn Unternehmen hier anpacken, gelingt es nicht nur, Vorschriften einzuhalten, sondern auch Innovationen voranzutreiben, Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und Wirtschaft und Planet in Einklang zu bringen.

Co-Autor: Alexander Sorgenicht


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Autor

Konstantina Gkika

Sustainability Professional | Capgemini Engineering
Konstantina Gkika ist aufgrund umfangreicher Erfahrung in der Unterstützung von Kundenprojekten und F&E-Aktivitäten eine treibende Kraft im Bereich der Lebenszyklusanalyse (LCA) bei Capgemini Engineering. Mit ihrem Fachwissen leitet sie die Durchführung von LCAs sowie die Begleitung von Zertifizierungsprozessen für Lebenszyklusanalysen und Product Carbon Footprint (PCF)-Studien. Zusätzliche Kenntnisse in der Abfallwirtschaft ermöglichen es ihr, Kunden bei Entscheidungen im Bereichen Ökodesign, mit Fokus auf die Recyclingfähigkeit zu unterstützen. Darüber hinaus verantwortet sie die Entwicklung von Strategien in der Kreislaufwirtschaft und treibt die entsprechende Geschäftsentwicklung voran.

Alexander Sorgenicht

Head of Sustainability |Capgemini Engineering Deutschland
Alexander Sorgenicht ist Head of Sustainability bei Capgemini Engineering und verantwortet die Beratung von Kunden im Bereich Produktnachhaltigkeit. Dabei setzt er auf innovative Ansätze, um Nachhaltigkeitsbewertung und Eco-Design gezielt voranzutreiben. Bevor er die Leitung des Center of Excellence Sustainability übernahm, hat er in der Entwicklung, Produktion und Instandhaltung der Luftfahrtindustrie gearbeitet.