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Die IT-Trends 2024 der Automobilindustrie: Gezielte Investitionen in kundenrelevante Innovationen

Bernd Borberg
28. Mai 2024

Als wir im Herbst 2023 112 Führungskräfte aus IT und Business zu den IT-Trends 2024 befragten, litt die Automobilindustrie vor allem unter der Energiekrise, der Inflation, der Stärke der chinesischen Hersteller und der generellen konjunkturellen Unsicherheit.

Dementsprechend erhöht sie, wie viele andere Unternehmen auch, die IT-Budgets nur noch moderat. Die Ausgaben für die Modernisierung der IT-Landschaft werden zurückgefahren und mehr Geld in die Entwicklung und Implementierung neuer Applikationen und Systeme gesteckt.

Außerdem wollen viele Automobilkonzerne in diesem Jahr weitere IT-Services von eigenen Rechenzentren zu großen internationalen Cloud-Anbietern verlagern, den sogenannten Hyperscalern. Insofern spielen Partnerschaften zwischen Automobilherstellern und Cloud-Technologie-Anbietern eine immer größere Rolle. Im Bereich KI ist die Erstellung von Texten, Bildern und Videos mit Hilfe generativer Künstlicher Intelligenz das zentrale Wachstumsthema, die Nutzungsquote in den Fachbereichen soll in den kommenden zwei Jahren deutlich steigen. Der Einsatz von KI für das Forecasting oder auch Simulationen ist in der Branche bereits recht weit verbreitet.

Connected Services: Bedeutung der User Experience und Over-the-Air Updates gestiegen

An die IT stellen Automobilkonzerne in diesem Jahr in erster Linie drei Anforderungen: die Kosten sollen sinken, der Integrationsgrad steigen und die Compliance gesichert werden. Ein Grund für Letzteres ist, dass sie Datenschutz und Datensicherheit für den wichtigsten Faktor halten, um mit Connected Services erfolgreich zu sein. Außerdem haben die User Experience und Over-the-Air-Updates hohe Bedeutung. Letztere sind jetzt deutlich wichtiger für den Erfolg als noch vor einem Jahr. Denn deutsche Automobilhersteller müssen trotz hoher Investitionen und technologischer Fortschritte in den letzten Jahren noch einiges tun, um ihre Kunden beispielsweise mit Software-basierten Funktionen wie Infotainment oder im Bereich Customer Experience zu begeistern. Nur so werden sie gegenüber den neuen und zahlreichen Wettbewerbern aus China und den USA konkurrenzfähig bleiben können.

Aufholbedarf bei der Veränderungsbereitschaft des Personals

Nicht nur Antriebe und Servicekonzepte verändern sich. In den vergangenen Jahren mussten sich Unternehmen immer wieder schnell an neue Bedingungen anpassen: Sei es aufgrund der Corona-Pandemie, der Unterbrechung von Lieferketten, der Energieknappheit oder dem Rohstoffmangel. Es zeichnet sich ab, dass Organisationen in den kommenden Jahren anpassungsfähiger sein müssen als in der vergangenen Dekade, um in Krisensituationen handlungs- und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Um festzustellen, wie flexibel Unternehmen derzeit sind und welches Maß sie für optimal halten, wurden in der Studie zwei Parameter untersucht: die Flexibilität der IT-Systeme im Front- und Backend sowie die Veränderungsfähigkeit der Mitarbeitenden unterteilt in drei Hierarchiestufen. Die Studienteilnehmer gaben Auskunft darüber, wie sie die derzeitige Flexibilität und Veränderungsfähigkeit einschätzen und welches Maß sie für optimal halten.

Die Ergebnisse zeigen, dass in der Wirtschaft insgesamt im Mittel vier von zehn Frontend- und Backend-Systemen zu unflexibel sind. In der Automobilindustrie ist die Diskrepanz zwischen Ist- und Soll-Werten etwas höher, in Bezug auf die Veränderungsbereitschaft des Personals weichen die Ergebnisse allerdings stärker vom Durchschnitt ab: Die Befragten stufen ihre Mitarbeitenden, Führungskräfte und die Unternehmensleitung als unflexibler ein als die Befragten von Unternehmen anderer Branchen. Das Ergebnis überrascht, vor allem, wenn man es mit den Angaben der Teilnehmenden aus dem produzierenden Gewerbe vergleicht. Diese Branche steht ebenfalls unter hohem Veränderungsdruck, die Befragten attestieren ihren Mitarbeitenden aber eine deutlich höhere Flexibilität.

Quelle: Capgemini IT Trends Studie 2024

Sicherheitsthemen führen die Technologietrends an

Wie jedes Jahr sollten die teilnehmenden CIOs die Bedeutung von 26 Technologien für die Studie bewerten, und zwar aus den Bereichen Anwendungen, Daten, Infrastruktur, Interaktion, Prozesse, Sicherheit und Zusammenarbeit. In der Automobilindustrie führen wie bei allen anderen Befragten das Sicherheitskonzept Zero Trust und der Schutz gegen Angriffe mit KI-Lösungen die Liste an. Auf den folgenden Plätzen stehen mit dem Schutz vor Bedrohungen durch Internet-der-Dinge-fähige Geräte und 5G eher branchenspezifische Themen. Intelligente Prozessautomatisierung auf Platz fünf hat auch für die übrigen Befragten eine hohe Bedeutung, übertroffen lediglich von Multicloud und Generativer Künstlicher Intelligenz.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Sicherheit für die Automobilbranche nach wie vor ein wichtiges Thema ist. Modernisierungen von IT-Systemen erfolgen durch zielgenaue strategische Programme und definitiv nicht mit der Gießkanne. Außerdem konzentriert sich die Automobilbranche derzeit auf die kundenrelevanten Innovationen und die Entwicklung von Software- und IT-Lösungen für das Software Defined Vehicle – also produktnahe Software, die direkt beim Kunden ankommt und im Fahrzeug und in den Apps erlebbar ist.

Quelle: Capgemini IT Trends Studie 2024

Weitere Ergebnisse der IT-Trends-Studie 2024 finden Sie auf dieser Webseite. Dort stellen wir auch ein Video mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse sowie einen Link zu einer interaktiven Version zur Verfügung, mit der ausgewählte Daten analysiert werden können. Die diesjährige Studie mit dem Titel „Das Business fordert mehr Flexibilität“ kann kostenlos über diesen Link heruntergeladen werden.

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Autor

Bernd Borberg

Vice President Business & Technology Solutions Automotive, Capgemini
Expertise: Automotive, Digital Transformation, Manufacturing

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