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Führungskräfte im Fokus: Die Schlüsselrolle von Kompetenzen für eine zukunftsfähige öffentliche Verwaltung 

Veronika Hübner
07.08.2024
capgemini-invent

Zunehmende Geschwindigkeit und Komplexität stellen nicht nur die freie Wirtschaft, sondern auch Institutionen im öffentlichen Sektor vor große Herausforderungen. Der Fachkräftemangel, Klimawandel, Haushaltskonsolidierungen oder die Digitalisierung sind nur einige Beispiele, die den öffentlichen Sektor veranlassen, sich von Grund auf zu transformieren.  

Dabei wird Führung als einer der zentralen Schlüssel für eine erfolgreiche Transformation im öffentlichen Sektor gesehen. In unserer Studie „Hemmnisse und Beschleuniger der Transformation im öffentlichen Sektor“ gaben 79% der Befragten an, dass Führung mit mehr Change- und Transformationskompetenz ausgerüstet werden müsse. Führungskräfte seien nicht nur für die Entwicklung und Umsetzung einer klaren Vision und Strategie verantwortlich, sondern auch für die Förderung einer Kultur des Wandels. 

Hohe Erwartungen an Führungskräfte im öffentlichen Sektor  

Der Anreiz für Institutionen, sich zu verändern, steht im Gegensatz zu den immer noch häufig verbreiteten traditionellen Führungsstilen und -methoden. Hierarchische Positionen und starr zugewiesene Entscheidungsbefugnisse auf der Führungsebene erweisen sich als zusätzliche Herausforderung für eine gelingende Transformation.  

Dabei halten lediglich 10% aller Teilnehmenden in unserer Studie zentralisierte Macht und die damit verbundene Verankerung der Entscheidungsbefugnisse in der Hierarchie noch für zukunftsfähig. Stattdessen sprechen sich über 70% der Umfrageteilnehmenden für klare Rollenkonzepte, die Verlagerung der Entscheidungsfähigkeit in die Teams und für Führung auf Augenhöhe aus. 

Um die Transformation zu beschleunigen, stimmten 87% der Maßnahme zu, dass Führungskräfte ihre Verantwortung im Rahmen der Personalentwicklung wahrnehmen sollten. Weiterhin fordern 79%, dass Führungskräfte für Klarheit und Orientierung im Transformationsprozess sorgen. Jedoch gaben 49% der Befragten an, dass zu gestalten noch nicht als Führungsaufgabe anerkannt wird und entsprechende Führungskompetenzen in Bezug auf die Transformation fehlen. 

Die Studie zeigt auf, dass sowohl Mitarbeitende als auch Führungskräfte künftig Führungskompetenzen erwarten, die die Menschen in den Mittelpunkt stellen und die für eine gelingende Transformation Voraussetzungen sind.  

Doch was können Führungskräfte tun, um den gestiegenen Erwartungen der Mitarbeitenden gerecht zu werden und wie können sie die Transformation mit ihren Führungskompetenzen beschleunigen? 

Leadership-Hack #1: Führungskräfte als stabiler Anker in unsicheren Zeiten 

Die Art, wie wir arbeiten, ist im stetigen Wandel. Die jüngsten Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz ist nur einer von vielen Faktoren. Es ist wichtig, als Führungskraft Klarheit zu vermitteln und Verständnis für die Anliegen der Mitarbeitenden zu zeigen, denn Veränderungen gehen oftmals mit hoher Unsicherheit oder Angst vor Bedeutungsverlust einher. Klarheit, Verständnis und Stabilität zu verkörpern, bedeutet aber auch Fragen zu beantworten, ein offenes Ohr zu haben und eine vertrauensvolle Umgebung („Vertrauenskultur“) zu schaffen, in der sich Mitarbeitende sicher fühlen und Sorgen adressieren können.1 

»Durch die Ungewissheit der vielen Transformationen brauchen Institutionen empathische, motivierende, und standfeste Führungspersonen.« Maximilian Reischl (Leitungsstab, Bundeszentralamt für Steuern) in der Studie „Hemmnisse und Beschleuniger der Transformation im öffentlichen Sektor“ 

Leadership-Hack #2: Führungskräfte motivieren mit Hilfe einer inspirierenden Vision 

80% der Befragten treten dafür ein, dass ihre Führungskraft mehr Change- und Transformationsmanagement-Kompetenzen zeigen soll. Einer der größten Hebel für eine gelungene Transformation ist ein aktives und sichtbares Sponsoring auf der höheren Führungsebene. Führungskräfte sollten daher hinter der Transformation stehen und diese auch regelmäßig kommunizieren, aktiv Hindernisse beseitigen und versuchen eine Koalition aus Change Agents aufzubauen, die die Transformation gebündelt vorantreiben.2 „Visionary Leadership“, ein Führungsstil, der mit Hilfe einer inspirierenden und überzeugenden Vision für die Zukunft die Belegschaft motiviert und inspiriert, hilft dabei, ein solches Netzwerk an Transformationstreibern aufzubauen. Gerade im öffentlichen Sektor ist vielen Mitarbeitenden eine Arbeit mit hoher Sinnhaftigkeit wichtig. Mit diesem Bewusstsein bindet eine zukunftsgerichtete Perspektive der Führungskraft mit klarem Sinn und Zweck die Belegschaft nachhaltiger an sich.3 

«Führungskräfte müssen unterstützend wirken, gleichzeitig aber Vision und Orientierung für die Transformation geben.« Dr. Konstanze Schlegelberger (Stabsstelle des Direktoriums, Leiterin Unternehmensentwicklung, DRV Bund) in der Studie „Hemmnisse und Beschleuniger der Transformation im öffentlichen Sektor“ 

Leadership-Hack #3: Führungskräfte als befähigende Kraft für Mitarbeitende 

Immer stärker tritt bei Führungskräften die Kompetenz in den Vordergrund, Mitarbeitende zur Eigenverantwortung zu befähigen und deren Fähigkeiten kontinuierlich auszubauen. Führungskräfte der Zukunft sollten in regelmäßigen Entwicklungsgesprächen mit ihren Mitarbeitenden gemeinsam deren Potenziale und Kompetenzen identifizieren. Dabei empfiehlt es sich, auch zu betrachten, wie die Mitarbeitenden ihre Kompetenzen in der aktuellen Rolle oder auch darüber hinaus ausbauen können. Führungskräfte können so klare Entwicklungs- und Lernpfade sowie ggf. eine Unterstützung bei der Reorientierung innerhalb der Institution bieten und sorgen dabei zeitgleich für eine gesteigerte Bindung der Mitarbeitenden, die wiederum dem Fachkräftemangel entgegenwirkt. Die Führungskraft wandelt sich damit von einem inhaltlichen Richtungsgeber zu einer befähigenden Kraft, die ihr Team dabei unterstützt, genügend Raum für das Vertiefen bestehender und das Erlernen neuer Fähigkeiten zu erhalten.  

»Der Führungsstil der Zukunft sollte unterstützend sein. Es muss klare Rollen und Verantwortlichkeiten geben, innerhalb derer es einen gewissen Freiraum zur Ausgestaltung gibt.« Referatsleitung Digitalisierung eines Bundesministeriums in der Studie „Hemmnisse und Beschleuniger der Transformation im öffentlichen Sektor“ 

Unsere Studie verdeutlich, dass moderne Führungskompetenzen entscheidend für die erfolgreiche Transformation des öffentlichen Sektors sind. Führungskräfte, die Klarheit, Inspiration und Unterstützung bieten, können ihre Teams effektiv durch Veränderungen navigieren und langfristig binden. Zudem wird es zunehmend wichtig, traditionelle Hierarchien zu überwinden und eine Kultur des Wandels zu fördern, in der Mitarbeitende sich eigenverantwortlich und kreativ einbringen können. Nur durch eine solche Neuausrichtung können öffentliche Institutionen flexibel und anpassungsfähig bleiben. Letztlich hängt der Erfolg der Transformation maßgeblich von der Bereitschaft und Fähigkeit der Führungskräfte ab, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und ihre Rolle als Unterstützer und Wegbereiter zu verstehen. 

In unserem nächsten Blogbeitrag erfahren Sie, welche Maßnahmen insbesondere Führungskräfte im öffentlichen Sektor ergreifen können, um selbst dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.  

Vielen Dank an die Co-Autor*innen Anna Berstecher, Marie Keppler und Sophie Wohllaib. 


  • [1] Economic Times. (2023). Visionary leadership: Shaping the future with a clear purpose
  • [2] Gallup. (2023). Engagement Index Deutschland
  • [3] Prosci. (2023). Best practices in change management

Unsere Expertin

Veronika Hübner

Senior Manager | Workforce & Organization, Capgemini Invent Germany
Als erfahrene Senior Managerin im Bereich Workforce & Organization bringe ich meine Erfahrungen im Veränderungsmanagement und bei (IT-)Transformationsprogrammen ein. Mein Fokus liegt dabei besonders auf Training, Leadership Development und Coaching, Change Management und agilen Organisationen. Durch gezielte Maßnahmen unterstütze ich Unternehmen und Organisationen des öffentlichen Sektors dabei, Veränderungen effizient umzusetzen. Mein Ziel ist es, eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der Anpassungsfähigkeit zu etablieren, um langfristig den Herausforderungen des Fachkräftemangels zu begegnen.

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