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Einsatz Klimaneutralität – Wie die Polizei erfolgreich zur Klimaneutralität beitragen kann 

Niels Proske
13.03.2024
capgemini-invent

Warum Klimaneutralität für die Polizei zur dringenden Angelegenheit wird 

Bis 2030 soll die Bundesverwaltung klimaneutral organisiert sein, viele Landesverwaltungen haben sich ebenfalls ehrgeizige Ziele gesetzt. Auch die Gesellschaft formuliert Erwartungen an öffentliche Institutionen, eine Vorreiterrolle bei der Bekämpfung des Klimawandels einzunehmen. Und damit auch die Polizei. 

Doch es gibt nicht nur externe Ansprüche. Unsere Erfahrungen zeigen z.B., dass Nachhaltigkeit auch besonders vielen Mitarbeitenden ein wichtiges Anliegen ist: Hier eine Vorbildfunktion auszuüben, kann somit einen weiteren Beitrag zur Arbeitgeberattraktivität leisten.  

Aber es gibt auch eine strategische Dimension: In einer Zeit, in der Energieträger bewusst als Instrument zur Beeinflussung staatlichen Handelns eingesetzt werden, müssen einseitige Abhängigkeiten ausgeschlossen werden, um jederzeit die Einsatzfähigkeit zu gewährleisten. 

Polizeibehörden besitzen sehr wirkungsvolle Hebel, um Klimaneutralität zu erreichen 

  • Große Fahrzeugflotten: allein die Bundespolizei verfügt über mehr als 7.000 Fahrzeuge 
  • Viele Liegenschaften: z. B. die Polizei Nordrhein-Westfalen nutzt rund 1.100 Gebäude oder Gebäudeteile mit insgesamt rund 1,2 Mio. m² Nutzfläche 
  • IT- und Rechenzentren, mit besonderen polizeilichen Anforderungen 
  • Große Beschaffungsvolumina: es können aktiv Nachfragesignale an den Markt hin zu mehr Nachhaltigkeit gesetzt werden 

Die Richtung kennen, Prioritäten bestimmten, entschlossen handeln  

Ohne eine verbindende Strategie sind Maßnahmen oft weniger effektiv und Ressourcen werden nicht optimal genutzt. Für den Erfolg ist entscheidend, die richtigen Maßnahmen zur richtigen Zeit zu ergreifen. In unserer Praxis hat sich daher ein dreistufiges Vorgehen erfolgreich bewährt:  

  1. den eigenen Ausgangspunkt bestimmen 
  1. die Richtung festlegen 
  1. klare Maßnahmen umsetzen 

(1) Startpunkt ist ein Lagebild zum CO2-Austoß und zu Emissionstreibern. Wo steht die Polizeibehörde beim CO2-Ausstoß? Welche Hindernisse gilt es auf dem Weg bis 2030 zu überwinden? In diesem Schritt werden alle klimarelevanten Bereiche – insbesondere Gebäude, Fuhrpark, IT, Beschaffung, Abfall und Veranstaltungen – in den Blick genommen und eine CO2-Bilanz errechnet. Außerdem werden der rechtliche Rahmen und bestehende Strukturen in der Organisation betrachtet, ebenso spezifische polizeiliche Anforderungen. 

(2) Darauf aufbauend erarbeiten wir eine Strategie und leiten gemeinsam konkrete Maßnahmen ab. Zunächst prüfen wir dabei, wie Treibhausgasemissionen insbesondere durch Energieeinsparung vermieden werden können. Neben der Verbesserung der Klimabilanz können so auch Kosten eingespart werden. Hierbei werden alle Prozesse und Tätigkeiten aus dem Polizeialltag in den Blick genommen. Anschließend wird geprüft, wie der verbleibende Energiebedarf nachhaltig abgedeckt werden kann.  

(3) Sobald Strategie und Maßnahmen feststehen, wird ein konkreter Plan für die Umsetzung erstellt, unter Berücksichtigung polizeilicher Anforderungen und Prioritäten. So darf insbesondere die Einsatzfähigkeit nicht beeinträchtigt werden. Dieser Prozess sollte wirksam organisatorisch verankert sein, beispielsweise durch feste Rollen und Monitoring-Prozesse.  Eine zentrale Koordination ist dabei unabdingbar, weil sie sicherstellt, dass das übergreifende Thema auch unter dem Druck des einsatzgeprägten Tagesgeschäfts die Richtung behält, voranschreitet und aktive Veränderung bewirkt. 

Die Rolle der Digitalisierung 

Mit der digitalen Transformation besteht eine zweite große Herausforderung. Beide Veränderungen sollten zusammengedacht werden. Neue Möglichkeiten in der Datenerhebung, -verarbeitung und -visualisierung – beispielsweise über Klima-Dashboards – können klimarelevanten Kennzahlen transparent darstellen, für die Steuerung erschließen und den Fortschritt sichtbar machen.  

Die fortschreitende Digitalisierung ist aufgrund steigender Energieverbräuche aber auch ein Treiber von CO2-Emissionen. Rund 25 Prozent des Stromverbrauchs einer Verwaltungsbehörde geht bereits auf die IT zurück. Eine gesonderte Green-IT-Strategie sollte daher ebenfalls erarbeitet und in die Gesamtstrategie eingebettet werden, um mehr Digitalisierung bei weniger Verbrauch zu erreichen. 

Fazit

Es gibt viele nachvollziehbare Gründe, dem Thema Nachhaltigkeit mit großem Respekt zu begegnen: die Komplexität, die schiere Größe der Aufgabe oder die Schwierigkeit, einen praktikablen Einstieg zu finden. Daher sensibilisieren wir für die Bedeutung eines initialen Lagebilds, auf dem eine angepasste, praktisch ausgerichtete Strategie aufbaut. Aber auch in den Köpfen der Mitarbeitenden finden sich viele gute Ideen, um Nachhaltigkeit konkret voranzubringen.  

Unsere Erfahrungen zeigen, dass viele Maßnahmen bereits mit geringem Aufwand umgesetzt werden können. Dadurch kann der Weg zu einer klimaneutralen Polizei bis 2030 durch nachweisbare Ergebnisse in Etappen unterteilt werden. 

Und schließlich: 2030 ist bereits viel näher – die Fußball-Weltmeisterschaft wurde für dieses Jahr bereits vergeben. Um vor der Lage zu bleiben, sollte auch Nachhaltigkeit auf der Prioritätenliste ganz nach oben. 

Vielen Dank an die Co-Autoren Jonas Vogel und Paul Loeper

Wir von Capgemini Invent unterstützen Behörden im Sicherheitsbereich dabei, sich zukunftsfähig aufzustellen. Für uns umfasst das den gesamten Ende-zu-Ende Prozess von der Strategie, Konzeption bis zur operativen Projektumsetzung. Für Details und Fragen zum öffentlichen Sicherheitsbereich kontaktieren Sie unsere Experten Niels Proske, Security Lead Public Services Capgemini Invent, und Peter Steinleitner, Group Client BMI – BOS Lead. 

Unsere Experten

Niels Proske

Director | Security Lead Public Services, Capgemini Invent
Mir ist es wichtig, Veränderungen ganzheitlich zu denken und gemeinsam mit unseren Kunden zu gestalten. Die Auseinandersetzung mit der Zukunft sollte nicht auf die Erschließung und Anwendung innovativer Technologien verengt werden, so maßgeblich sie auch sind. Auf unseren Transformationsprojekten behandeln wir Technologie, Organisation und Kultur als gleichermaßen wichtige Faktoren, fest verankert in einer flexiblen und vor allem praktischen Strategie. Denn Transformationen betreffen Menschen – und sie brauchen ihre Motivation, ihre Ideen und ihre Schaffenskraft.

Dr. Helge Maas

Director | Sustainability Lead Public Sector Germany, Capgemini Invent Germany
Helge Maas ist Sustainability Lead für den Public Sector bei Capgemini in Deutschland und berät die öffentliche Hand seit über 14 Jahren zu den Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Er unterstützt Kommunen, Behörden und Ministerien dabei, ihre ambitionierten Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsziele zu erreichen sowie gesetzliche Vorgaben einzuhalten. Hierzu gehört unter anderem die Durchführung von Bestandsaufnahmen, die partizipative Erstellung von Maßnahmenplänen sowie die Schaffung nachhaltig tragfähiger Strukturen. In seinen Projekten arbeitet er getreu dem Motto „Global denken, lokal handeln“.

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