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Im Dialog mit der KI: ChatGPT als Partner im Business

Dr. Eldar Sultanow
21. Mrz. 2023

Wie klang es, als das OpenAI Team die ersten Ergebnisse seiner Arbeit an ChatGPT gefeiert hat?

Nach Neil Armstrongs „That’s one small step for a man, one giant leap for mankind“? Das wäre zu vermuten, doch ausgerechnet OpenAI CEO Sam Altman zeigt sich überrascht vom Hype um den Konversations-Bot. So bleibt die Frage nach den feierlichen Worten offen – der Rest der Welt ist sich dagegen weitgehend einig: ChatGPT eröffnet neue KI-Horizonte und User erkunden sie in Scharen. Neu ist, wie komplex, unterschiedlich und alltagssprachlich gestellt Aufgaben für diesen Bot sein können und in was für einer hohen Qualität er sie beantwortet. Das macht die KI zum Dialog-Partner für Welten von Anwendungsmöglichkeiten auch in der Wirtschaft.

Waren Suchanfragen bislang Staccato-ähnlich und am besten in knappen Stichworten gefasst, verfügt ChatGPT über die herausragende Fähigkeit, offen gestellte Fragen zu empfangen, zu verarbeiten und auf menschenähnliche Weise zu antworten – sogar in verschiedenen Textformen. Bei diesem „Prompting Engineering“, der Interaktion zwischen User und System über natürliche Sprache, sind im Wortwechsel ganze Interaktionsketten möglich. Die Kommunikation mit ChatGPT gleicht somit einer Konversation von Mensch zu Mensch. Darauf basierend, sind der Phantasie und Kreativität hinsichtlich potentieller Anwendungsmöglichkeiten keine Grenzen mehr gesetzt. Wir können davon ausgehen, dass ChatGPT und seine Nachfolger Geschäftsmodelle durcheinanderwirbeln und unseren Arbeitsalltag verändern werden.

Ist das Rad bereits erfunden, findet und fährt ChatGPT es vor 

In erster Linie bringt der Bot Entlastung von repetitiver Arbeit: So erleichtert er zum Beispiel die Tätigkeit im Kunden- oder IT-Support, indem er passende Antworten für eine ungekannte Bandbreite von Anfragen bereithält.

ChatGPT befähigt zudem alle Mitarbeiter, schnell einen spezifizierten Text zu entwerfen – sei es die Antwort auf eine E-Mail, Sales-Schreiben oder Copywriting-Entwürfe für eine neue Webseite, etwa um das Konzept anschaulicher dazustellen.

Wichtig ist dabei, dass stets eine qualifizierte Person überprüft, ob ChatGPT ein faktisch brauchbares Ergebnis ausgibt, denn die Informationen können falsch, irreführend, oberflächlich oder biased sein. Damit ist jederzeit zu rechnen, obwohl Open AI Trainingstexte durch Algorithmen und Menschen auf ihre Eignung vorsortieren ließ.

Auf technologischem Gebiet ergeben sich ebenfalls äußerst interessante Einsatzfelder. Ein sprachgesteuerter Coding Assist zum Beispiel unterstützt Entwickler dabei, schneller und akkurater zu programmieren. Der „live“ Assistent ermöglicht eine höhere Code-Qualität, wodurch weniger Korrekturschleifen nötig sein werden. Neuentwicklung durch ChatGPT ist insofern denkbar, dass die KI Code-Fragmente oder -Zeilen zusammenfügt – ähnlich wie Textbausteine zu einem Artikel. Für sie besteht dabei kein wesentlicher Unterschied, da sie Sprachelemente kontextual einordnet – sowohl in natürlichen Sprachen als auch in formalen Programmiersprachen.

Die dunkle Seite von ChatGPT

Wie jede technische Errungenschaft hat auch ChatGPT zwei Seiten und lässt sich zu illegalen Anwendungen zweckentfremden. So wurden bereits erste Versuche der Entwicklung von Malware Tools unter Anwendung von ChatGPT in Hackerforen registriert. Bemerkenswert dabei war, dass aufgrund des Assistant Codings auch Kriminelle mit sehr geringer oder eingeschränkter Programmiererfahrung der Lage waren, einfach gestrickte Tools dieser Art zu erstellen. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis erfahrenere Akteure die neue Technik für sich entdecken. Phishing-Mails, die durch Rechtschreib- und Kommafehler auffallen, dürften dann der Vergangenheit angehören.

Offene Fragen und Grenzen des Bots

Wie wird sich ChatGPT auf die Mitarbeitenden auswirken? Beflügelt es sie oder macht geistig träge, legt den Prozess selbständig kreative Ideen und Ergebnisse zu entwickeln lahm und flacht so die Innovationskurven ab? Katharina Zweig, Professorin an der RPTU Kaiserslautern, sieht die Konversations-KI im IDG Podcast TECHTALK eher als ein Hilfsmittel – ähnlich wie ein Taschenrechner, doch mit dem Unterschied, dass gleiche Suchanfragen zu unterschiedlichen Ergebnissen führen können.

Vergegenwärtigen wir uns bei aller Euphorie, dass sich diese zukunftsweisende Technik noch in den Anfängen befindet – und was ChatGPT eigentlich „unter der Haube“ macht: Es erstellt einen Text, indem es für Wortkombinationen und -reihenfolgen in bestimmten Kontexten sowie Satzstrukturen statistische Wahrscheinlichkeiten erhebt. ChatGPT arbeitet also auf Basis von Daten. Es kann keine Antworten erstellen, die mit Sicherheit richtig sind. Der Bot verfügt weder über Faktenwissen noch über Empathie, auch menschliche Werte und Normen lässt er außer Acht.

Regulierung: Wie umgehen mit Konversations-Bots und Generative KI

Diskussionen über Urheberrechtsfragen und Möglichkeiten zur Eindämmung des Missbrauchs der neuen Technik werden immer lauter. Das ist einerseits wichtig und richtig, allerdings brauchen wir auch hier eine ausgewogene, kontextbezogene Regulatorik, die sicherstellt, dass Innovation sich entfalten kann und mehr Nutzen stiftet als sie Schaden anrichtet.

Mehr Basiswissen über ChatGPT und Beispiele für spannende Chatanfragen finden Sie in unserem ChatGPT Guide:

Lesen Sie mehr in unserer Broschüre “CHATGPT – DER NÄCHSTE RIESENSPRUNG IN DER IT?” hier.

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Autor

Dr. Eldar Sultanow

CTO Insights & Data Germany, Capgemini
Dr. Eldar Sultanow hat langjährige Praxiserfahrung in der Softwareindustrie, insbesondere in den Bereichen JEE, Electronic/Mobile Commerce, Track-&-Trace und Auto-ID im Pharmabereich. In einem zwischenstaatlichen Projekt hat er eine Plattform mit konzipiert, an der internationale Finanzinstitute angeschlossen sind. Aktuell ist Eldar Sultanow als technischer Chefdesigner in einem der größten öffentlichen IT-Verfahren aktiv, das hunderttausende Transaktionen pro Tag mit einem Jahresvolumen von über 25 Milliarden EUR vollzieht.