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Sandra

Sandra

Head of People Functions, Member of the Executive Committee

Germany

Professional

Human Resources

capgemini-invent
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Head of People Functions Sandra Ficht gibt einen Einblick in ihren Werdegang im Consulting und teilt wertvolle Tipps, wie sich eine erfolgreiche Karriere bestreiten lässt.

Mein kleiner Survival Guide für die Beratung

Als ich nach dem Studium einen Job in einer Beratung anfing, geschah das in der festen Überzeugung, dass ich diesen Job für zwei oder vielleicht drei Jahre machen würde. Danach würde ich ihn als Sprungbrett in einen Konzern, also in eine „richtige“ Arbeit nutzen. Das war damals einfach das Image von Beratungen: ein harter Job, von dem man wusste, dass man eine Zeitlang sehr schnell sehr viel lernen und dann aber auch einfach durch sein würde.

Nach diesen zwei oder drei Jahren hatte ich in der Tat vieles gelernt und die damals noch üblichen 5-Tage-die-Woche-beim-Kunden-vor-Ort waren manchmal auch tatsächlich kein Zuckerschlecken. Aber sie waren eben auch voll mit Freundschaften, Erfolgserlebnissen, ständiger Veränderung und dem Gefühl, irgendwie immer in Bewegung zu sein. Nach sieben Jahren habe ich den Arbeitgeber gewechselt, aber nicht den Job. Ich bin zu Capgemini gegangen und habe weiter als Beraterin gearbeitet. Und nun, weitere 12 Jahre später, bin ich immer noch hier. Ganz woanders, als ich es mir zu Beginn meiner Karriere vorgestellt hätte – und glücklich! Zeit also, ein paar Tipps zu teilen, wie ich mich seit fast 20 Jahren in der Beratung behaupte.

Suche dir nicht ein Vorbild, suche dir viele

In der Beratung wirst du viele Menschen kennenlernen, die alle ihre Stärken und ihre Schwächen haben. Da wäre es doch absurd, sich an nur einem Vorbild zu orientieren. Ich habe mir immer die Stärken von bestimmten Menschen angeschaut und mich gefragt, was diesen Menschen in genau diesem Bereich so erfolgreich macht. Und dann habe ich versucht, davon zu lernen. So habe ich bis heute Vorbilder für People Leadership Themen, Vorbilder in Sachen Kunde und Markt, oder auch Vorbilder in Sachen Strukturiertem Arbeiten. Und klar – das eine gelingt mir besser, das andere noch immer nicht so richtig gut. Und das ist in Ordnung. Denn auch ich bin einer dieser Menschen, die Stärken haben, aber natürlich auch Schwächen. Fun fact: das funktioniert natürlich auch andersrum, wenn du dir anschaust, wie du in einem Thema auf keinen Fall agieren möchtest. 

Erfolge musst du sehen wollen

Ein Maurer sieht am Ende vom Tag ziemlich klar, was er geschafft (oder eben auch nicht geschafft) hat. Eine Chirurgin weiß genau, wie viele Operationen sie durchgeführt hat und wie viele Leben sie möglicherweise damit retten konnte. In der Beratung kannst du nicht warten, bis das Projekt zu Ende ist, um ein Erfolgserlebnis für dich zu verbuchen. Du wirst Tage haben, an denen du von Meeting zu Meeting geflitzt bist und dich am Abend fragst, was du heute eigentlich gemacht hast. Darum ist es wahnsinnig wichtig, zu lernen, Erfolgserlebnisse zu sehen. Das können kleine Zwischenschritte sein, einfach nur kleine Wohlfühlmomente oder das Lob vom Kunden zu einem Meeting, was super vorbereitet war und glatt durchlief. Es ist leicht, diese als gegeben hinzunehmen – nur übersieh sie nicht, sonst wird der Weg zum Projektziel sehr lang. Pro-Tipp: der Email-Ordner „Ich hab mich lieb“, in den alle Mails sortiert werden, in denen Lob steckt… für Zeiten, in denen es mal etwas schwieriger ist. 

Augen auf, wenn du den Karrierepfad beschreiten willst

Irgendwann hab ich festgestellt, dass es immer dann am besten lief, wenn ich gerade gar kein klares Ziel hatte. Warum? Weil Karrieren in der Beratung manchmal geradlinig sind, aber sehr viel öfter eben nicht. Und wenn du nur Augen für ein ganz konkretes Ziel hast, dann wirst du unter Umständen blind für all die Türen, die sich am Wegesrand öffnen. Manche führen dich auf neue Wege, die du gar nicht auf dem Schirm hattest – mache führen dich einfach auf einem anderen Weg zu deinem Ziel. Ein klares Ziel zu haben ist gut – nur versteife dich nicht zu sehr darauf. Bleibe offen und neugierig, sei mutig und geh einfach mal durch Türen hindurch – wer weiß, wohin du alles gelangen kannst…

Leistungssportler brauchen Erholungspausen

Beratung ist anstrengend. Niemand wird erwarten, in der Beratung einen nine-to-five Job zu haben. Aber so wie die Muskeln eines Leistungssportlers Regenration brauchen, so braucht auch unser Kopf immer wieder Erholung. Such dir etwas, was dir hilft, die Balance zu halten und was dir einen Ausgleich zur Arbeit schafft. Bei mir ist es regelmäßiges Spazieren, selbst wenn es nur in der Mittagspause eine kleine Runde um den Block ist. Einfach kurz den Kopf frei kriegen, die Gedanken vom Wind kurz durchpusten lassen und dann geht es gleich viel besser weiter. Wenn du das hinbekommst, kannst du in der Beratung sehr lange tolle Leistung abliefern und viel Freude dabei haben.

Folge deinem eigenen Anspruch, nicht deinen „Peers“

In Beratungen gehören Beförderungen zum Job. Es gibt keine Konzern-Stellenpläne, also hängt die eigene Beförderung auch nicht davon ab, ob eine Stelle frei wird, sondern von der eigenen Leistung. Demzufolge sieht man auch sehr regelmäßig, wie die Menschen um einen herum – und natürlich auch man selbst – die Karriereleiter hinaufklettern. Bei manchen geht es schneller und andere nehmen sich mehr Zeit und das ist vollkommen in Ordnung. Es ist wichtig, dass jeder und jede den eigenen Weg findet. Mein Tipp: Denke immer daran, dass du nur einen sehr subjektiven Blick auf einen kleinen Teil der bunten Beraterprofile hast. Definiere darum früh deinen eigenen Anspruch an dich selbst. Jetzt und auf dem nächsten Karriereschritt. Und frage dich immer, ob du selbst schon dort bist oder woran du noch arbeiten kannst.