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Die Cloud als Wegbereiter für die digitale Zukunft der Verwaltung: Chancen und Herausforderungen

Stefan Zosel
26. Nov. 2024

Cloud-Technologien haben in den letzten Jahren die IT-Landschaft grundlegend verändert und sowohl industrielle als auch private Anwendungen revolutioniert. Dienste wie Video-Streaming, virtuelle Meetings, Online-Plattformen oder IoT-Anwendungen wären ohne die flexible und skalierbare Infrastruktur der Cloud kaum vorstellbar.

Die Industrie profitiert vielfach bereits stark von diesen Innovationen – und auch die öffentliche Verwaltung in Deutschland hat nun die Chance, durch gezielte Maßnahmen und Investitionen ebenfalls bedeutende Fortschritte zu erreichen. In der jüngsten Multi-Cloud-Studie von Wegweiser Research & Strategy und Capgemini, für die insgesamt 1.500 Bedarfsträger befragt wurden, wird deutlich, dass die deutsche Verwaltung an einem Wendepunkt steht: Die Einführung der Cloud in der Verwaltung ist entscheidend, um den Herausforderungen der Digitalisierung zu begegnen.

Warum die Verwaltung die Cloud braucht

Die öffentliche Verwaltung steht vor großen Modernisierungs- und Digitalisierungsanforderungen. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass jeweils mehr als 80 Prozent der befragten Verwaltungen die Beschleunigung der Digitalisierung, den Ausbau der Cybersicherheit sowie eine effizientere Datenverarbeitung als ihre wichtigsten Ziele angeben. 

Abbildung: Ziele der Verwaltungsmodernisierung und -digitalisierung aus Sicht der befragten Bedarfsträger:

  • Cybersicherheit (80,67 %)
  • Effiziente Datenverarbeitung (80,13 %)
  • Beschleunigung der Digitalisierung (80,89 %)

Mit der Deutschen Verwaltungscloud-Strategie (DVS) hat die Bundesregierung bereits einen wichtigen Schritt getan, um die Cloud-Technologien auch in den Behörden zu verankern. Die Strategie gilt als Schlüssel zur Modernisierung, allerdings bestehen nach wie vor Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit und der Souveränität der Verwaltung bei der Nutzung von Cloud-Technologien.

Sicherheitsbedenken und Souveränität

Eine zentrale Sorge vieler Verwaltungen ist der Verlust der Kontrolle über sensible Daten, was in der Studie als “digitale Souveränität” bezeichnet wird. Mit 95 Prozent Zustimmung wurde die Datenhoheit als der wichtigste Aspekt für eine souveräne Nutzung der Cloud genannt.

Abbildung: Definition der digitalen Souveränität:

  • Datenhoheit (94,92 %)
  • Verfügbarkeit in Krisenzeiten (87,07 %)
  • Selbstbestimmtheit (85,09 %)

Behörden müssen sicherstellen, dass sie die vollständige Kontrolle über ihre Daten behalten, insbesondere angesichts der zunehmenden geopolitischen Risiken und der Gefahr, dass ausländische Geheimdienste Zugang zu sensiblen Informationen erhalten.

Ein weiteres Hindernis für die flächendeckende Einführung von Cloud-Lösungen ist das Fehlen von Cloud-Sicherheitsrichtlinien in vielen Verwaltungen. Fast 70 Prozent der befragten Behörden gaben an, noch keine Richtlinien für die sichere Nutzung von Cloud-Diensten entwickelt zu haben. Weniger als ein Viertel befindet sich in der Umsetzungsphase (22 Prozent) und 9 Prozent haben bereits entsprechende Richtlinien implementiert. Diese Ergebnisse zeigen die Unsicherheit und den Schulungsbedarf, der in vielen Institutionen noch besteht. 

Öffentliche IT-Dienstleister: Vertrauen und Innovationsdruck in der Cloud

Die Studie zeigt auch, dass das Vertrauen in die klassischen IT-Dienstleister der öffentlichen Hand hoch ist – und damit auch die Erwartungen an sie, Cloud-Services bereitzustellen. 48 Prozent der Befragten bewerten die Cloud-Angebote der öffentlichen Anbieter als mindestens gut. Gleichzeitig wird aber auch der Bedarf an Innovationen aus der Cloud immer wieder betont – 59 Prozent erwarten von der Cloud wesentliche Innovationen, Geschwindigkeit und Fortschritte bei der Digitalisierung. 

Das Zusammenspiel von öffentlichen IT-Dienstleistern und kommerziellen Anbietern von Cloud-Plattformen im Rahmen einer Multi-Cloud-Strategie ist an vielen Stellen noch sehr unklar und mit Unsicherheiten behaftet. So geben 54 Prozent der Befragten an, dass das Angebot von Cloud Computing bisher keine Veränderung der Modernisierungs- und Digitalisierungsstrategie bewirkt hat. Dies wird auch dadurch bestätigt, dass nur wenige Verwaltungen alle Vorgaben des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zur Nutzung von Cloud Computing im Rahmen der BSI-Mindestanforderungen erfüllen oder auch nur damit begonnen haben. Schließlich geben nur 25 Prozent der Befragten an, über eine Cloud-Strategie zu verfügen.

Wissen nutzen und Best Practices anwenden

Für die Umsetzung der Cloud Transformation wird es daher notwendig sein, Wissen aufzubauen und die Erfahrungen anderer Verwaltungen – auch weltweit – zu nutzen, um einen klaren Weg aufzuzeigen. Dies gilt sowohl für die Bedarfsträger als auch für die IT-Dienstleister. Es gibt bereits sehr gute Beispiele auf kommunaler, Landes- und Bundesebene, wie Digitalisierung mit Cloud-Werkzeugen erfolgreich umgesetzt werden kann. Diese Beispiele müssen in der Verwaltung mehr Schule machen, denn sie können zeigen, wie eine solche Strategie erfolgreich umgesetzt werden kann. Eines ist den meisten Befragten auch klar: Am Weg in die Digitalisierung – und damit in die Cloud – führt kein Weg vorbei.

Capgemini unterstützt Kunden in der Verwaltung dabei, sich diesen Themen aus verschiedenen Richtungen heraus zu nähern.

Abbildung: Liniennetzplan der Reise in die Cloud
Speziell für die deutsche Verwaltung hat Capgemini einen holistischen Ansatz entwickelt, der alle wesentlichen Aspekte für eine erfolgreiche Cloud-Transformation abdeckt. Der „Liniennetzplan“ skizziert die Fülle an Themenbereichen und Fragestellungen auf der Reise in die Cloud. Nördlich des Flusses sind die Grundlagen und Elemente zur Entwicklung der Cloud-Strategie, südlich ist die Umsetzung angesiedelt. Nicht für jede Organisation ist alles gleich relevant; man beginnt an unterschiedlichen Haltestellen die Reise und nimmt verschiedene Strecken.

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Autor

Stefan Zosel

Capgemini Government Cloud Transformation Leader
Die Sovereign Cloud ist ein wichtiger Motor für die Digitalisierung des öffentlichen Sektors und eröffnet neue Möglichkeiten für die datengesteuerte Verwaltung. Sie bietet eine Möglichkeit, europäische Werte und Gesetze mit Cloud-Innovationen zu verbinden und ermöglicht es den Behörden, moderne und digitale Dienste für die Bürger anzubieten. Da Behörden immer mehr Daten sammeln, ist die Souveräne Cloud der richtige Ort, um Dienste auf diesen Daten aufzubauen und mit Gaia-X-Diensten zu integrieren.