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Nachhaltigkeit und Digitalisierung: Wie zukunftsfähig sind unsere Kommunen aufgestellt?

Helge Maas
23. Aug. 2023
capgemini-invent

Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind Ausgangspunkt und Gegenstand dynamischer Transformationsprozesse mit gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen. Gerade im Kontext kommunaler Dienstleistungen sind Bürger:innen vom Fortschritt der Digitalisierung und im Nachhaltigkeitsbereich betroffen. Um in Zukunft weiterhin effektiv ihren Auftrag erfüllen zu können, müssen Kommunen sich an die neuen Rahmenbedingungen anpassen.

Genau diese Herausforderungen und Potenziale hat Capgemini in Kooperation mit Co:Lab und der kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) im Rahmen einer Studie untersucht. Ziel war es den aktuellen Stand bei den Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu erfragen und die Zukunftsfähigkeit zu beurteilen. Es wurden Verwaltungsmitarbeitende von knapp 300 Städten, Gemeinden und Kreisen befragt, um den status quo zu erheben sowie die folgenden Erfolgsfaktoren und Handlungsempfehlungen abzuleiten.

Digitalisierung und Nachhaltigkeit müssen höher priorisiert und strategisch angegangen werden

Kommunen weisen der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert bei. Die wahrgenommene Bedeutung steht jedoch in gewisser Diskrepanz zum strategischen Angang der Themen, denn 60% verfügen über keine Digitalisierungs- und 30% über keine Nachhaltigkeitsstrategie. Darüber hinaus besteht kein einheitliches Verständnis über das Erstellen von Strategien. Existierende Digitalisierungsstrategien sind zu stark auf die reine Verwaltungsdigitalisierung fokussiert und lassen Betrachtungen im Kontext der Nachhaltigkeit außer Acht. Jedoch ist die integrierte strategische Ausrichtung für Kommunen von enormer Bedeutung. Nur mit einer ausgereiften Strategie können Chancen realisiert und Prozesse effizienter gestaltet werden.

Zielgerichtete Strukturen und Prozesse müssen in den Kommunen etabliert werden

Zu wenig Kommunen verfügen über definierte Strukturen und Prozesse in Bezug auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Die Einbettung dieser Themen in das Verwaltungshandeln ist ein wichtiger Faktor für die Zukunftsfähigkeit, denn so können beide konstant in das Handeln und Entscheiden einfließen. Doch selbst bei Kommunen mit bestehenden Strukturen und Prozessen mangelt es häufig an der fächerübergreifenden Betrachtung. Obwohl 78% der Kommunen in Digitalisierungsvorhaben Potenziale für das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen sehen, betrachten nur 39% beide Felder gemeinsam. So bleiben Handlungspotenziale und mögliche positive Synergien ungenutzt.

Kommunen wünschen sich mehr und transparentere finanzielle Unterstützung durch Bund und Länder

Kommunen brauchen adäquaten finanziellen Handlungsspielraum, um erfolgreich digitale und nachhaltige Transformationsprozesse durchführen zu können. Die Umfrage zeigt: weit über die Hälfte der Befragten fühlt sich nicht angemessen über Förderprogramme informiert. Bund und Länder müssen zudem den Zugang vereinfachen.

Der Bund muss klare Rahmenbedingungen für die Nachhaltigkeit und Digitalisierung setzen

Auch abseits von Förderprogrammen ist der Zugang zu verlässlichen, aktuellen und kontext- sowie zielgruppenspezifischen Informationen essenziell. Um sich erfolgreich zu entwickeln, müssen die Kommunen Zugriff auf ein verlässliches Orientierungsframework haben. Reduzierte Komplexität in der Ausgestaltung des Förderwesens, verlässliche Informationen und Kommunikation dieser und ein klarer, jedoch flexibler Rahmen, entlasten bei der Informationssuche, steigern den tatsächlichen Abruf von Förderungen und begünstigen Planbarkeit und Umsetzung von neuen Vorhaben.

Was ist nun zu tun?

Basierend auf den Erkenntnissen zu den vier aufgeführten Handlungsfeldern Information, Strategie, Strukturen und Förderprogramme haben wir acht konkrete Empfehlungen an Bund und Länder sowie Kommunen abgeleitet. Sie zielen darauf ab, die Defizite möglichst effizient aufzuholen, damit zukünftige Potenziale besser realisiert werden können.

  1. Kommunen müssen zur frühzeitigen Identifikation relevanter Trends und Potenziale befähigt werden.
  2. Lokales Wissen und Ideenträger vor Ort müssen stärker eingebunden werden.
  3. Konsequentes Zusammendenken von Digitalisierung und Nachhaltigkeit ist unabdingbar.
  4. Klare Verantwortlichkeiten für Digitalisierung und Nachhaltigkeit müssen geschaffen werden.
  5. Verwaltungsdigitalisierung und Smart City sind zusammengehörige Belange und müssen integriert betrachtet werden.
  6. Für wirksame Förderungen sind realistische und evaluierbare Rahmenbedingungen essenziell.
  7. Es gilt Strategien systematisch und partizipativ zu erarbeiten.
  8. Bund und Länder müssen zielgruppenspezifisch kommunizieren.

„Die Zeit drängt, Digitalisierung und Nachhaltigkeit müssen auf allen Ebenen höher priorisiert und strategisch angegangen werden! Bund und Länder müssen hierfür klare Rahmenbedingungen für die Kommunen festlegen. Dazu zählt auch der notwendige finanzielle Handlungsspielraum für Kommunen, um systematisch digitale und nachhaltige Transformationsprojekte erfolgreich durchführen zu können.“ – Dr. Helge Maas, Director – Sustainability Lead Public Sector – Capgemini Invent

Vielen Dank an die Co-Autoren: Kristina Harst, Malte Lorenz und Lukas Witte

Autor

Dr. Helge Maas

Director | Sustainability Lead Public Sector Germany, Capgemini Invent Germany
Helge Maas ist Sustainability Lead für den Public Sector bei Capgemini in Deutschland und berät die öffentliche Hand seit über 14 Jahren zu den Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Er unterstützt Kommunen, Behörden und Ministerien dabei, ihre ambitionierten Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsziele zu erreichen sowie gesetzliche Vorgaben einzuhalten. Hierzu gehört unter anderem die Durchführung von Bestandsaufnahmen, die partizipative Erstellung von Maßnahmenplänen sowie die Schaffung nachhaltig tragfähiger Strukturen. In seinen Projekten arbeitet er getreu dem Motto „Global denken, lokal handeln“.

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