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Geldwäschebekämpfung im Kryptomarkt

Ulrich Windheuser
02. Dez. 2021
capgemini-invent
  1. Wie funktioniert Geldwäsche mit Kryptos?

Der Missbrauch von Kryptowährungen für kriminelle Aktivitäten war von Beginn an ein Problem des Kryptomarktes. In den vergangenen drei Jahren haben sich die Geldwäsche-Verdachtsmeldungen mit Bezug zu Kryptowährungen fast vervierfacht. Von etwa 570 Fällen in 2018, auf rund 2.050 Meldungen in 2020 europaweit. Insgesamt wird vermutet, dass über mehrere Hunderte Milliarden Euro mit Hilfe von Kryptowährungen gewaschen wurden[1]. Die technische Möglichkeit, anonymisierte Transaktionen auf dem Kryptomakt zu tätigen, stellt eine der größten Herausforderungen der Geldwäschebekämpfung dar.

Eine weitere Herausforderung sind sogenannte Mixer oder Tumbler.  Diese Service Provider verschleiern die Herkunft von Kryptowährungen. Dabei werden Kryptowährungen an einen Mixing-Service gesendet. Hier werden verschiedene legitime und illegitime Transaktionen auf der Blockchain gebündelt, um so die Nachverfolgung massiv zu erschweren. Der beste Ansatz, Geldwäsche zu bekämpfen, ist beim Wechsel von Fiatgeld zu Kryptowerten[2]. Hier besteht allerdings die Herausforderung, mit den Mixern in Verbindung stehende Kryptotransaktionen rechtzeitig zu identifizieren und entsprechende Marktteilnehmer für zukünftige Transaktionen zu sperren.

  1. Welche Maßnahmen zur Krypto-Geldwäschebekämpfung sind vorhanden?

Der aktuelle Stand bei der Bekämpfung von Geldwäsche im Kryptomarkt ist ernüchternd. So sind momentan kaum Maßnahmen vorhanden, welche der Geldwäsche durch Kryptos entgegenwirken. Es formen sich sowohl neue nationale Gesetze, welche den Kryptomarkt regulieren sollen, als auch ein supranationales Regelwerk für kryptobasierte Transaktionen (z.B. 6th EU Anti-Money Laundering Directive). Am Kursverfall des Bitcoins Mitte April 2021 ist zu erkennen, dass für viele Akteure die vermeintliche Anonymität entscheidend für die Verwendung des Bitcoins ist. So verlor der Bitcoin Kurs um 15% an Wert, nachdem Gerüchte publik wurden, dass das US-Justizministerium die Bekämpfung von Geldwäsche in Bezug zu Kryptowährungen stärker vorantreiben möchte[3].

Die grundsätzliche Problematik bei der Geldwäsche Bekämpfung im Kryptomarkt ergibt sich daraus, dass sich theoretisch jede Person mit einem Computer an dem Markt beteiligen kann. Daher ist es nicht möglich jede Kryptowallet einem KYC (Know Your Customer) Verfahren zu unterziehen. Aus diesem Grund ist die Transaktionsüberwachung auf der Blockchain entscheidend.

2020 veröffentlichte die Financial Action Task Force (FATF) Leitlinien bezüglich der Charakteristiken von Geldwäscheszenarien mit Kryptowährungen. Diese so genannten “red flags” Leitlinien sollen Unternehmen helfen, ihre Krypto-Geldwäschetransaktionsüberwachung zu kalibrieren[4].

Im Einklang mit den von der FATF veröffentlichten Leitlinien, legte die Europäische Kommission im Juli diesen Jahres Gesetzgebungsvorschläge vor, welche der Stärkung der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung dienen. So soll die „Anti-Money Laundering Authority“ (AMLA), eine bis 2024 zu schaffende Behörde, die Zusammenarbeit zwischen nationalen Behörden koordinieren, verdächtige grenzübergreifende Aktivitäten aufdecken und eigenständig Finanzsanktionen verhängen können[5]. Zukünftig soll bei der Transaktion von Kryptowerten eine komplette Identitätsprüfung und Datenerhebung aller involvierter Akteure erforderlich sein, damit bei verdächtigen Aktivitäten inländische Behörden schneller agieren können.

Auch die Bundesregierung möchte zukünftig mit einem Verbot von anonymisierten (Unhosted)  Wallets und einer erhöhten Sorgfaltspflicht für Krypto-Handelsplattformen gegen den Missbrauch von Kryptowährungen voranschreiten. Ebenfalls sollen vollumfängliche Informationen aller involvierter Akteure bei Kryptotransaktionen gesammelt werden, um so die Anonymität des Kryptomarktes zu beseitigen[3].

  1. Welche Herausforderungen dürfen Banken im Rahmen von AML (Anti-Money Laundering) mit Kryptos erwarten?

Bezüglich Krypto Regulatorik sind in Europa keine Überraschungen zu erwarten. Momentan wird die fünfte Europäische „Anti Money Laundering Directive“ (AMLD5) um Regulierungen bzgl. Kryptowährungen erweitert. Diese krypto-spezifischen Gesetze ähneln allerdings den bestehenden Europäischen Geldwäschegesetzen, sodass für Banken die Sorgfaltspflicht unverändert besteht. Bankinterne KYC und AML Prozesse können weitgehend beibehalten werden.

Den wichtigsten Hebel der Regulatoren, um den Krypto-Markt zu regulieren, ist der Tausch von Fiatwährungen in Kryptowährungen, und vice versa. An diesem Punkt kann der Regulator eingreifen, da der Kryptowährungs-Dienstleister ein korrespondierendes reguläres Fiatkonto führen muss. Hier kommen die Kryptowerte zurück in die „Sphäre“ der regulierten Bankenwelt. Zukünftig wird der Gesetzgeber nur noch einen Handel mit anderen, ebenfalls regulierten Dienstleistern erlauben. Durch diese sich abzeichnende Regulatorik kann sich eine „Spaltung“ des Kryptomarktes ergeben. So werden in absehbarer Zeit nur noch Kypto-Wallets an Transaktionen teilnehmen dürfen, bei denen der Inhaber der Wallet bekannt und einem KYC-Check unterzogen worden ist.

Um die auf Blockchain basierten Kryptotransaktionen vollumfänglich und effizient überwachen zu können, ergeben sich kurzfristig für Banken zwei Möglichkeiten: Banken können eigene Krypto-AML Systeme entwickeln. Hier bietet sich eine kooperative Lösung zwischen verschiedenen Banken an, bei der es entscheidend ist, die größtmögliche Datenbank an verdächtigen Kontrahenten und Transaktionen zu generieren. Eine weitere Möglichkeit, ist das Outsourcen der Transaktionsüberwachung an Drittanbieter (Provider). Krypto AML und KYC spezialisierte Unternehmen besitzen bereits einen großen Pool an gesammelten Marktteilnehmern und eine funktionierende Screening Software, welche Transaktionsüberwachungen weitaus effizienter macht.

Aufgrund der stetig wachsenden Regulatorik, die für kleinere auf Kryptowährungen spezialisierte Unternehmen mit der Zeit voraussichtlich viel zu umfangreich wird, wird sich der Markt stärker konsolidieren. Der konsolidierte Markt könnte aus einer Hand voll Krypto-Serviceprovidern bestehen, welche den Markt dominieren. Es ist auch möglich, dass sich Banken dazu entschließen, gemeinsam an einer Blockchain Überwachungslösung zu arbeiten und so die meisten Krypto Startups aus dem Markt verdrängen.

Fazit

Geldwäsche im Kryptoumfeld ist ein vielfältiges, komplexes und anerkanntes Problem und deren Bekämpfung eine große Herausforderung. Jedoch haben sich bereits erste Lösungen am Markt etabliert. Die technologische Entwicklung der Krypto AML Tools schreitet voran und auch im Bereich der regulatorischen Ausgestaltung von Anforderungen und Regelwerken kommen die Regulierer stetig vorwärts.

Vielen Dank an den Co-Autor Thibaud Keuper.

Quellen:

[1] Eydlin (2021); Verdachtsfälle von Geldwäsche mit Kryptowährungen nehmen stark zu; https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-09/geldwaesche-kryptowaehrungen-zunahme-cyberkriminalitaet-europa?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

[2] Chainalysis (2021); The 2021 Crypto Crime Report – Everything you need to know about ransomware, darknet markets, and more

[3]  Frohn (2021); Kampf gegen Geldwäsche: Die Bundesregierung kratzt am Anonymitätsanspruch von Kryptowährungen; https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/kryptomarkt-kampf-gegen-geldwaesche-die-bundesregierung-kratzt-am-anonymitaetsanspruch-von-kryptowaehrungen/27179554.html?ticket=ST-10732722-m22py97vVu2Kn0dNGjzj-cas01.example.org

[4] FATF Report (2020); Red Flag Indicators of Money Laundering and Terrorist Financing; https://www.fatf-gafi.org/media/fatf/documents/recommendations/Virtual-Assets-Red-Flag-Indicators.pdf

[5] Krempl (2021); Geldwäsche: Bitcoin & Co. sollen in der EU vollends nachverfolgt werden können; https://www.heise.de/news/Geldwaesche-Bitcoin-Co-sollen-in-der-EU-vollends-nachverfolgt-werden-koennen-6143506.html

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Autor

Ulrich Windheuser

Vice President | Head of Enterprise, Data & Analytics, Capgemini Invent
Ulrich Windheuser hat mehr als 25 Jahre Erfahrung in Banking. Funktional haben ihn stets die Herausforderungen der Finance/Risk-Integration getrieben, insbesondere forderten ihn das Schaffen einer einheitlichen Datenplattform mit hoher Datenqualität heraus. Auf dieser Basis freut er sich auf die neuen, darüber hinausgehenden Herausforderungen, um Banken zu mehr datengetriebenen Geschäftsmodellen zu verhelfen. Aktuell leitet er in Deutschland die Capability Unit Enterprise, Data & Analytics. Er hat an der Mercator Universität Duisburg Mathematik studiert und an der Universität Kaiserslautern in Technomathematik promoviert.